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Der Bischof und sein Seminar
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Mit seiner Weihe übernimmt der Bischof eine besondere Verantwortung für seinen Klerus und eine nochmals gesteigerte für dessen Nachwuchs. Niemand als er – nicht der Seminarleiter, nicht der Spiritual, die er beide mit großer Sorgfalt zu wählen hat – ist im vollen Sinn der geistliche Vater derer, die einst seine Mitarbeiter im Hirtenamt werden sollen. Dieser Vater kann er nur sein, wenn er soweit als möglich die diözesane Verwaltungsarbeit andern überläßt, um allen Christen seines Sprengels, aber insbesondere seinen Priestern und Seminaristen in liebender Sorge sich widmen zu können.
Auch wenn er die Insassen des Seminars nicht allzu häufig besuchen kann, muß er mit den Einzelnen so viel persönlichen Kontakt haben und über sie so informiert sein, daß während der Ausbildungszeit jeder ein vertrauensvolles, persönliches Verhältnis zu seinem Bischof gewinnt, und der Gehorsam ihm gegenüber eine echt evangelische Färbung annimmt und immer behält.
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Dies setzt natürlich voraus, daß auch in einem mehrere Diözesen umfassenden Seminar jeder Bischof den Weg seiner Seminaristen verfolgen und auch mitbestimmen kann, selbst wenn das Seminar (was kirchlich ein Unding wäre) einer überdiözesanen Kommission unterstellt sein sollte. Kein Bischof hat das Recht, seine Verantwortung für seinen Priesternachwuchs derart in fremde Hände zu legen, daß die Möglichkeit, konkrete Anweisungen für ihre Ausbildung zu geben, ihm entgleitet.
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Zur Aufgabe des Bischofs seinen künftigen (wie auch seinen im Amt stehenden) Priestern gegenüber gehört es, daß deren Gefügigkeit ihm gegenüber (wobei jede Möglichkeit vorgängiger brüderlicher Aussprache vorausgesetzt ist) sich nicht auf Weisungen das forum externum betreffend beschränken, sondern die innere Haltung des Vertrauens und der (vielleicht vom Gehorchenden nicht leicht erkämpften) Zustimmung miteinschließt.
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Dem Bischof muß konkret vor Augen stehen, daß das Seminar der Ort und die Zeit für eine gemeinsame Einführung der werdenden Priester in eine gemeinsame neue Lebensform ist, wozu vor allem eine seriöse Anleitung und persönliche Einübung in das Gebet (in all seinen Formen einschließlich der Kontemplation), in die Schrift und die geistliche Lesung gehört. Dies fordert unbedingt Stille im Haus, zumindest während der Zeit für Gebet und Studium. Heute wird, oft ohne Wissen des Bischofs, in den Seminarien zuviel Betrieb gemacht, sei es durch die Leitung selbst, sei es viel öfter durch einzelne Gruppen, die alle möglichen Aktionen und Veranstaltungen «anbieten», wobei das Wesentliche zu kurz kommt.
Ernstlich muß der Bischof warnen vor kurzfristigen Moden in Theologie und Spiritualität, die den Blick für das Bleibende und Tiefe verstellen, das die Priester später den Gläubigen vermitteln müssen. Es braucht inmitten dieser Betriebsamkeit für den Einzelnen einen oft kaum aufzubringenden Mut, mit Studium und Gebet, wie er möchte, ernstzumachen, ja allein schon ein seriöses Buch oder gar einen der großen Autoren der Überlieferung beharrlich zu studieren. Der Bischof muß über die Atmosphäre, die herrschenden Tendenzen seines Seminars im Bild sein und die werdenden Priester auf die Kostbarkeit dieser unwiederbringlichen Jahre hinweisen.
Er wird besorgt sein für den rechten Ausgleich zwischen der Geschlossenheit des Hauses und dessen Öffnung für die nötigen Kontakte und Einübung in die pastorale Arbeit. Besonders wird er darauf achten, das nicht leichte Gleichgewicht zu wahren zwischen solchen Kliquenbildungen der jungen Leute, die ihr späteres Alleinstehenkönnen gefährden, und der Absonderung kritischer Einzelner von der Hausgemeinschaft.
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Schließen sich werdende Priester einer (überdiözesanen) Gemeinschaft für Weltpriester an (Priester-Säkularinstitut), was bei der heute schwerer als früher zu bestehenden Einsamkeit der im Amt Stehenden höchst wünschbar ist, so gehört es zum Wesen solcher Gemeinschaften, daß die von den dortigen Vorgesetzten ausgehenden Weisungen denen des zuständigen Bischofs nicht widersprechen dürfen, daß somit der Bischof seiner Verantwortung dem ihm Unterstellten gegenüber nicht entlastet wird, auch wenn das betreffende Institut ihm bei deren Wahrnehmung behilflich ist.
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Zu den schwierigsten Aufgaben des Bischofs gehört es, die an einer ihm nicht unterstehenden theologischen Fakultät erfolgende Ausbildung seiner Kleriker nach Möglichkeit zu überwachen. Der Glaube derer, die später ihre Gemeinde zu unterweisen und zu beraten haben, darf durch das in den Vorlesungen Gebotene nicht in seiner Sicherheit erschüttert werden oder in unvereinbare Ansichten auseinanderfallen. Auf jeden Fall muß dafür gesorgt sein, daß eine überlegene, den Studenten beeindruckende Persönlichkeit, sei es unter den Professoren, sei es im Seminar, vorhanden ist, die die auftretenden Unsicherheiten auffängt und eine umfassende Einheitssicht vermittelt. Dabei geht es für diese Persönlichkeit nicht darum, echte Fragen traditionalistisch zu überspielen, während anderseits vorgetragene Hypothesen (etwa in der Exegese) nicht als gesicherte Ergebnisse hingestellt werden sollen, vielmehr sind die Kernaussagen des katholischen Glaubens sachlich überlegen gegen modische Anzweifelungen zu schützen. Der Bischof selbst muß soviel theologisches Wissen besitzen und den Seinen den Glauben so vorleben, daß er den in der Ausbildung Stehenden als ein glaubwürdiges Beispiel der heute erforderten Synthese erscheinen kann. Dazu ist keine raffinierte Gelehrsamkeit erfordert, eher ein gutes Maß an geistlicher Reife, die sich auch in etwas überlegenem Humor gegenüber professoral fixierten Einseitigkeiten äußern darf.
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Der Theologiestudent soll in den Vorlesungen aber auch die heute offenen Fragen der Theologie kennenlernen und sich ohne Scheu mit ihnen auseinandersetzen. Er wird die oft nicht leichte Aufgabe nur bewältigen, wenn er sich mit persönlichem Respekt der theologischen Erkenntnis und Forschung stellt und die Anstrengung des Denkens auf sich nimmt, gerade auch in Fragen, die nicht kurzfristig für die «Praxis» rentabel sind. Der Priesterkandidat darf – nebenbei gesagt – dem versucherischen Gedanken nicht erliegen, er werde ohnedies angenommen werden; denn wenn heute manche Laientheologen tüchtigere und fleißigere Arbeit leisten als er, kann sich das so verschobene Verhältnis in der Zukunft für ihn entschieden nachteilig auswirken. Er muß es fertigbringen, sich nicht traditionalistisch auf irgendein geschlossenes System festzulegen, sondern Sinn für die Pluralität der Annäherungen an das Mysterium zu behalten, ohne deswegen in einem laxen, entscheidungslosen Pluralismus zu stranden.
Im Seminar selbst wird er gleichfalls eine vernünftige Pluralität von Stilen und Methoden, das Priesterliche zu leben, gelten lassen und sich um deren Eintracht im alle umfassenden und verpflichtenden Ideal bemühen. Der Bischof soll ernstlich zu dieser Eintracht ermahnen, so daß alle provozierenden Extreme unterlassen werden.
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In Ländern, wo bestimmte theologische Bildungsanstalten eine ernste Gefahr für die Glaubenssicherheit der Seminaristen darstellen, muß der Bischof besorgt sein, diese an ihm geeignet erscheinende Universitäten im In- und Ausland zu schicken. Im Extremfall wird er überlegen müssen, ob er nicht – wenigstens teilweise – einen diözesan-eigenen Lehrkörper heranbilden sollte.
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Vom guten Kontakt des Bischofs mit seinen Seminaristen (auch während auswärtigen Semestern) wird es weitgehend abhängen, wieweit später eine vertrauensvolle, brüderliche Zusammenarbeit zwischen dem Bischof und seinem Klerus gelingt. Diese Zusammenarbeit wird dann weder eine rein äußerliche sein – zwischen «Pfarreien» und einem zentral verwalteten Ordinariat – noch eine durch einen antiquierten Paternalismus geprägte, vielmehr einem lebendigen Glaubenssinn, einem nie ganz ausformulierbaren, geheimnisvollen, nur im Heiligen Geist lebbaren und deutbaren Verhältnis zwischen dem Bischof und seinen Mitarbeitern entspringen. Die vom Klerus in besonderer Weise den Gläubigen vorgelebte geistige Einheit der Diözese muß dann selbstverständlich auch gesinnungshaft offen sein für die Catholica im ganzen und für ihr konkretes Einheitssymbol im Nachfolger Petri. Antirömische Affekte zersetzen unfehlbar auch den katholischen Geist einer Diözese.

ハンス・ウルス・ フォン・バルタザール
原語タイトル
Der Bischof und sein Seminar
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書籍説明
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ドイツ語
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ドイツ語出版社:
Saint John Publications年:
2025種類:
論文